Am 1. Mai 2015 habe ich mein Unternehmen AnnA wirkt gegründet.  Zum 7-jährigen Firmenjubiläum möchte ich Jungunternehmer*innen 7 Tipps schenken. Diese sollen Ihnen helfen (über den Businessplan hinaus), ein Unternehmen zu gründen und zu betreiben – strategisch, realistisch und mit Freude.

1. Was ist Ihre Geschichte? Erzählen Sie’s!

Jedes Unternehmen hat eine Geschichte. Das muss kein Epos sein, es reicht ein „Punkt“ um den Sie Ihre Geschichte aufbauen. Und … Sie müssen den Leuten davon erzählen!

Was ist der Punkt? Sie brauchen ein Produkt, das interessant, neu, anders, innovativ ist. Oder eine ebensolche Dienstleistung. Innovativ kann das Produkt / die Dienstleistung selbst sein. Es ist der Idealfall, wenn etwas total neu ist, wie das bei einem Start Up der Fall ist. Innovativ kann auch die Art der Distribution, Präsentation und Marketing sein. Oder die methodische Herangehensweise, Mindset und Zielgruppendefinition.

Erzählen Sie’s. Versuchen Sie Ihren Pitch! Wofür stehen Sie? Erzählen und erklären Sie es überall: auf der Webseite, im Newsletter, Social Media, You tube, im Webshop, in Interviews. Kommunizieren Sie in knappen Worten, in 2 Sätzen: Ich existiere, wofür stehe ich? Das ist die zentrale Info, die schon am Anfang klar sein muss.

2. Die Leute warten nicht auf Sie – holen Sie sie ab!

In jeder Branche gibt es genug andere und die Kund*innen wissen gar nicht, dass es Sie gibt. Wie erreichen Sie alle diese Leute? Wie und Wo wollen Kund*innen erreicht werden?

Wollen Sie mit einem physischen Geschäft starten? Online? Ganz anders? Die passende Strategie hängt davon ab, wen Sie ansprechen wollen. Eine regionale Zielgruppe oder englischsprachige Kund*innen auf der ganzen Welt?

Kennen Sie Leute, Shops etc., die Ihre Produkte verkaufen wollen? Kennen Sie Influencer, die gegen Bezahlung News verbreiten? Marketing und Sales nicht unterschätzen. Was passt für Sie und gefällt möglichen Kund*innen?

3. Niemand kann „alles“ gut. Delegieren Sie!

Niemand ist in allem gut, niemand kann gleichzeitig beispielsweise Designer*in, Buchhalter*in und Verkäufer*in auf höchstem Niveau sein.

Dabei geht es einerseits darum, wie Sie Ihre Zeit einteilen. Reservieren Sie sich täglich fixe Zeiten, wo das Telefon und der Kontakt zur Außenwelt minimiert sind. Das sind kreative Phasen, in denen neue Ideen entstehen oder Projekte gut umgesetzt werden können. Und dann gibt es administrative Phasen, wo Dinge einfach erledigt werden müssen. Probieren Sie aus, welche digitalen Tools Ihr Leben vereinfachen können.

Andererseits geht es um Kompetenzen sowie Freude am Tun. Quälen Sie sich beispielsweise nicht mit Buchhaltung, wenn diese ein rotes Tuch für Sie ist. Delegieren Sie das auch als Gründer*in, damit Sie Ihr eigentliches Geschäft vorantreiben können. Bezahlen Sie Expert*innen, damit so etwas gut gemacht wird. Das ist eine gute Investition ins Business und spart Geld, Zeit und Nerven. Denn wenn Steuern oder SV-Beiträge nicht rechtzeitig bzw. korrekt bezahlt werden, werden das Finanzamt oder die Sozialversicherung schnell ungemütlich.

4. Wie viel Druck brauchen oder vertragen Sie?

Möglicherweise passt es gut für Sie, Ihr Gründungsvorhaben mit Bedacht anzugehen. Wollen Sie aus einem Angestelltenverhältnis heraus das eigene Business entwickeln? Oder Sie verkaufen Ihre Produkte so lange auf Plattformen (beispielsweise Etsy), bis Sie ganz davon leben können.

Andere werfen sich von Anfang an voll ins Geschäft, indem Sie Sponsor*innen und Investor*innen finden oder ihr eigenes Geld reinstecken.

Was ist das richtige Maß an Druck, das für Sie passt oder wichtig ist? Finden Sie heraus, was das richtige Verhältnis von Ihrem Geld und Ihrer Zeit ist, so dass Sie noch gut schlafen können. Diese Relation ist individuell unterschiedlich, je nachdem wie risikofreudig oder risikoscheu Sie sind.

Gibt es einen „Plan B“ falls Ihr Vorhaben schiefgeht? Wie lässt sich dieses Risiko senken? Ganz sicher hilft ein klarer, ehrlicher Finanzplan. Gründen erfordert Durchhaltevermögen, vor allem finanzielle Resilienz.

5. Information einholen und Angebot anpassen!

Gründer*innen haben einen enormen Informationsbedarf, besonders wenn Sie alleine starten. Prüfen Sie immer wieder: Bin ich noch am richtigen Weg?

Bei der Gründung sollten Sie sich fragen: Ist mein Produkt gut? Ist es zeitgemäß? Tue ich das Richtige? Erzeuge ich damit Aufmerksamkeit? Wie und wann wird mein Produkt nachgefragt?

Räumen Sie Ihrem Marketing einen hohen Stellenwert ein: Vermarkte ich das Produkt so gut ich kann? Auf die bestmögliche, passende Art und Weise? Habe ich alles getan was möglich ist oder gibt es noch Raum für Verbesserungen? Sales, Distributionskanäle, Zulieferer?

Gibt es weitere Bereiche, wo es mehr zu tun gibt, um erfolgreicher zu sein? Gestehen Sie sich offen ein: Wo lasse ich aus?

Holen Sie sich alle Informationen und Inspirationen, die Sie bekommen können. Wie machen andere es? Sprechen Sie mit anderen Unternehmer*innen und fragen Sie offen, wie diese Probleme lösen. Betreiben Sie Networking, lesen Sie Unternehmer*innen-Blogs etc.

Dieser Austausch hilft bei vielen Themen und Sie lernen viel von Gleichgesinnten. Sonst kann es nach der Gründungseuphorie leicht zu Enttäuschungen kommen. Wenn Sie das Gefühl haben zu stagnieren, gehen Sie einen Schritt zurück. Machen Sie eine Plausibilitätsprüfung und ändern Sie,  was geändert gehört. Und dann: „keep going“!

6. Ich allein?

Ob Team-Player oder Einzelkämpfer*in, wer alleine gründet kann nur auf die eigenen Kompetenzen zurückgreifen. Oder Sie suchen Co-Founder, die das Know-How erweitern. Beispielsweise jemand mit Sales-Know-How während Sie Produktwissen haben. Oder jemand, der den betriebswirtschaftlichen Teil erledigt, während Sie kreativ sind. Geteiltes Risiko, geteilte Verantwortung – könnte das ein Kompromiss sein, zu dem Sie bereit sind?

Man muss nicht immer alles neu erfinden. Viele Betriebe suchen verzweifelt Nachfolger*innen. Vielleicht kommt es Ihnen gelegen, einen bestehenden Betrieb zu übernehmen?

7. Freude erhalten!

Wählen Sie eine selbständige Tätigkeit, die Sie lieben und mit Freude ausüben. Kümmern Sie sich darum, dass die Freude erhalten bleibt und Sie nicht nur im Hamsterrad laufen. Gerade für die Gründungsphase ist das schwierig, wenn alles an einer Person liegt. Fix eingeplante Termine für Treffen mit Freund*innen und Familie oder für etwas, das Sie noch interessiert, helfen.

Ein Unternehmen aufzubauen ist nicht jeden Tag einfach. Es verlangt einem viel „Gehirnschmalz“ und Flexibilität ab. Es braucht Zeit, Geduld und Resilienz. Und es ist die Mühe wert!

AnnA wirkt – Unternehmensberatung und systemisches Coaching für Menschen und Ihre Unternehmen – www.anna-wirkt.at.